Erfolgsfaktoren für Fundraising: Mehr als nur Geld sammeln

Von Daniel Wensauer-Sieber, gesch. Partner swsp transform

Als Begleiter der erfolgreichen Fundraising-Kampagne “Keine kalten Füße” möchten wir die Erfolgsfaktoren hinter diesem beeindruckenden Ergebnis beleuchten. Unsere strategische Planung und Umsetzung haben dazu beigetragen, dass die Heimstiftung 2,8 Millionen Euro einwerben konnte.

Begonnen hatte alles im Januar 2017 mit einem Workshop im damals sogenannten “Sybelheim”. Gemeinsam haben wir eine Vision aus Spielzeug und Postkarten entwickelt – die Einrichtung, die Leitung des Trägers (die Heimstiftung Karlsruhe) und die Kreativagentur raumkontakt. Diese Vision bildete die Grundlage für die Kampagnenplanung und das Briefing, mit dem die Kreativen die brillante Idee “Keine kalten Füße” entwickelten.

Blick in die Werkstatt des Auftakt-Workshops: Mit verschiedenen Objekten wurde eine „Heute-Situation“ ein „Zukunftsbild“ erzeugt. Vorteil der Arbeit mit Objekten: es werden Assoziationen erzeugt, neue Gedanken entstehen leichter. Foto: swsp-transform.

Der große Auftakt der Kampagne erfolgte schließlich am 30. November 2017, als “Keine kalten Füße” ins Rollen kam.

„Keine kalten Füße“ macht sich auf die Socken: Auftakt der Kampagne mit Stadtkämmerer Thorsten Dolliger, Heimstiftung-Geschäftsführerin Martina Warth-Loos, Sybelcentrums-Leitung Eva Rühle und Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup im Herbst 2017. Foto: swsp transform.

Nun im März 2024 ist die Kampagne erfolgreich zu Ende gegangen, mit einem großen Fest und großem Dank an Geld- wie Zeitspender. Das Sybelcentrum mit Schule, Wohngruppen und Tagessgruppen ist inzwischen komplett saniert und wieder bewohnt. Das nehmen wir zum Anlass, nun einige zentrale Erfolgsfaktoren für Fundraising zusammenfassen. Denn wieder einmal hat sich gezeigt: Fundraising ist weit mehr als das bloße Sammeln von Geld.

Im März 2024 ist „Keine kalten Füße“ zu Ende gegangen, die vielen Geld- wie Zeitspenderinnen sind nun im Flur auf einer Tafel verewigt und zeigen, wie viele neue Freundinnen und Freunde das Sybelcentrum gewonnen hat. Foto: swsp-transform.

Anmerkung: Wenn wir hier von “WIR” sprechen, geschieht das immer in der Überzeugung, dass die Verantwortlichen im Sybelcentrum, wie die Heimstiftung, die Fundraiserin (erst Anna Weißhaar, später Martina Edin), die Kreativagentur raumkontakt, wir als strategische und begleitende Beratung sowie viele helfende Hände der Kampagne gemeinsam dazu beigetragen haben, dass die Kampagne erfolgreich verlief. “WIR” ist also ein gemeinsamer Erfolg.

1. Langfristige Fundraising-Planung

Fundraising erfordert Investitionen und strategische Planung. Ein Gesamtkonzept über mehrere Jahre hinweg ist unerlässlich, um teure Fehler zu vermeiden und eine klare Strategie zu entwickeln, die alle Maßnahmen aufeinander abstimmt.

2. Eine gute Fundraising-Strategie

Die Strategie ist der rote Faden, der uns durch alle Handlungen führt. Sie legt Prioritäten fest, beschreibt den Umgang mit Ressourcen und ermöglicht langfristige Verbesserungen. Bei “Keine kalten Füße” haben wir bewusst auf eine vorsichtige Strategie gesetzt, um zuerst bestehende Kontakte zu gewinnen und dann weitere anzusprechen.

3. Institutional Readiness

Der wichtigste Faktor: Alle Beteiligten müssen hinter den Fundraising-Maßnahmen stehen. Das klingt banal, ist aber oft die größte Hürde. Im Sybelcentrum haben wir alle Kräfte gebündelt, um gemeinsam für die gute Sache einzustehen – das war auch ein Change Prozess, denn mit der großen Anzahl Spendern gab es eine neue Anspruchsgruppe bzw. Stakeholder mit Kommunikatonsbedürfnissen.

Wichtig war aber auch weitere Mitstreiter zu finden, so übernahm der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup die Schirmherrschaft, ein Kuratorium aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen begleitete das Projekt. Aber auch ein Kreis Ehrenamtlicher das Aktionsbündnis machten mit ihren Zeitspenden bei Veranstaltungen „Keine kalten Füße“ immer wieder sichtbar.

4. Zielgruppen betrachten und verstehen

Jeder Spender ist einzigartig. Wir müssen seine Bedürfnisse und Interessen verstehen, um erfolgreich zu sein. “Keine kalten Füße” hat gezeigt, wie wichtig es ist, auf verschiedene Zielgruppen individuell einzugehen. Auch strategische Partnerschaften mit Unternehmen waren ein wichtiger Baustein des Erfolgs – die Partnerschaften waren dabei zum gegenseitigen Nutzen konzipiert. Auf dem Weg gelang es uns auch, Service Clubs zu gewinnen und viele Multiplikatoren in der Stadtgesellschaft zu aktivieren.

5. Low-Hanging-Fruits nutzen

Manchmal sind die einfachsten Lösungen die besten. Wir haben vorhandene Kontakte genutzt und Bestandsspender aktiviert. So konnten wir schnell Erfolge erzielen. Beispielhaft die Badeschlappen-Aktion mit dm-drogeriemarkt, die im Karlsruher Sonnenbad vorgestellt wurde.

Gemeinsam mit dm-drogeriemarkt konnten wir eine Zehentrenner-Spenden-Aktion entwickeln. Die Vorstellung der Kampagne im Karlsruher Sonnenbad u.a. mit dm-Gebietsverantwortlichen Klaus Vogelbacher und Bäderchef Oliver Sternagel. Foto: Wochenblatt.

6. Online-Fundraising gehört dazu

Die digitale Welt bietet immense Chancen. Wir haben Online-Plattformen genutzt, um unsere Botschaft zu verbreiten und Spenden zu sammeln. Auch die Weiterentwicklung unserer eigenen Webseite spielte eine wichtige Rolle. Die Einführung eines damit verbundenen CRMs schaffte.

7. Beharrlichkeit zahlt sich aus

Fundraising ist ein Marathon, kein Sprint. Wir müssen dranbleiben, auch wenn es mal nicht so läuft. Die Ausdauer von “Keine kalten Füße” hat sich gelohnt. Das „Sybelheim“ hat sich zum modernen und renovierten „Sybelcentrum“ gewandelt, in vielen Köpfen in der Stadt hat die Kinder- und Jugendhilfe einen anderen Stellenwert erhalten – und Kinder sowie Jugendliche erhalten nicht nur die professionelle Hilfe, die sie brauchen, sondern spüren – so die Rückmeldung aus dem Haus – den Rückenwind der Stadtgesellschaft.

„Keine kalten Füße“-Socken begleiteten die Aktion durch die gesamte Kampagne. Großzügige Spender bekamen als Anerkennung einen Gedenkstein. Foto: swsp-transform.

Fundraising ist mehr als Geld sammeln. Es ist eine Kraft, die Gemeinschaften verändert und Zukunft gestaltet. “Keine kalten Füße” hat gezeigt, dass wir gemeinsam Großes erreichen können. Und das ist der wahre Erfolgsfaktor. 🌟